Blick auf die Glasfabrik in Klášterský Mlýn
Die Villa der Familie Spaun in Klášterský Mlýn
Aus der Historie der Firma Lötz und der Glasfabrik in Klášterský Mlýn
Anfänge der Firma und Johann Lötz
Johann Lötz wurde als Stadtbürger und Glasschneider in Kašperské Hory bereits im Jahre 1798 erwähnt. Er heiratete vorteilhaft und gründete 1814 am Stadtrand eine eigene Glasschleiferei, in der er „viele Schleifer“ beschäftigte. Sein Unternehmen blühte nach und nach auf und so konnte er 1823 von der Stadt die Glasfabrik.Zlatá Studna (Godlbrunn) mieten, die er umbaute und erweiterte. 1826 wurden zu seinen Gesellschaftern der bisherige Faktor der Glasfabrik Josef Schmid sen. und dessen Sohn Josef Schmid jun. So entstand die Firma „Johann Lötz, Schmid & Sohn“, die bis 1830 existierte. Dann ging Josef Schmid sen. nach Bayern und Lötz´s Gesellschafter blieb nur Josef Schmid jun. Die Gesellschafter änderten den Firmennamen auf „Lötz & Schmid“ und waren bis 1836 unternehmerisch tätig. Dann entschied sich Johann Lötz für einen weiteren Schritt und mietete allein die Glasfabrik in Annín (Annathal). Im Jahre 1840 wurde er dann auch formell selbständig und gründete die Firma „Johann Lötz“. Er betrieb die Glasfabrik in Annín erfolgreich bis zum seinem Tode im Jahre 1844. Damals produzierte er bereits ein reich dekoriertes Glas im Stil des Zweiten Rokokos, wofür er auch einen Preis bei der Industrie-Ausstellung erhielt.
Susanne Lötz in Annín und Debrník
Als Johann Lötz starb, wurde seine zweite um viele Jahre jüngere Ehefrau Susanne zur Erbin. Diese stand vor der Aufgabe die Firma auch im Interesse der vier kleinen Kinder zu erhalten. Damals lief jedoch der Mietvertrag für die Glasfabrik in Annín aus und so verlegte Susanne Lötz den Betrieb in die Glasfabrik in Debrník (Deffernick) bei Železná Ruda (Eisenstein) und führte die Firma unter der später so berühmten Marke „Johann Lötz Witwe“. Die Firma nahm 1851 mit einer reichen Kollektion von Buntglas auch an der ersten Weltausstellung in London teil. In Debrník heiratete Susanne den Rechtsanwalt Franz Gerstner. Zusammen kauften sie 1851 die Glasfabrik in Klášterský Mlýn bei Rejštejn (Unter Reichenstein). Diese Glasfabrik wurde jedoch viel früher -1836- von dem Besitzer der Glasfabrik im nahen Podlesí (Vogsang) Johanne Baptist Eisner gegründet. Susanne kaufte die Fabrik nach seinem Tod von Eisner´s Schwiegersohn Martin Emanuel Schmid.
Susanne Lötz in Klášterský Mlýn
Als Susanne Lötz-Gerstner die Glasfabrik in Klášterský Mlýn kaufte, kam es hier zu vielen Änderungen. Vor allem wurde da 1855 eine große Glasschleiferei gegründet. Susanne führte den Betrieb nicht allein – bis 1863 half ihr ihr Bruder Michael Huska, danach ihr Sohn Anton, der jedoch im Jahre 1877 frühzeitig starb. Susanne stand so vor dem Problem an wen sie den Familienbetrieb übergeben sollte. Ihre Wahl fiel auf den Enkel Maxmilian von Spaun und sie übergab ihm die Firma im Jahre 1879
Maxmilian von Spaun sen. und die Zeit des größten Ruhms der Firm
Der junge Fabrikant war sich dessen bewußt, dass jetzt eine neue Zeit anbricht und sich deshalb auch die Produktion ändern muss. Er fing an sich auf luxuriöses und anspruchsvoll dekoriertes Glas zu konzentrieren. Die ersten Erfolge bei Weltausstellungen und auf dem Markt ließen nicht lange auf sich warten. Einen nicht geringen Verdienst am wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolg hatte auch der Direktor der Glasfabrik Eduard Prochaska. Das irisierte Jugendstilglas von Klášterský Mlýn ware schon damals ein Begriff. Die Glasfabrik fing auch am Anfang des 20. Jh. an mit bildenden Künstlern zusammen zu arbeiten. Die mit bekannten Namen von Wiener Architekten verbundene Produktion stellt den Anfang des modernen Glasdesign dar. Im Jahre 1908 übernahm die erfolgreiche Firma Maxmilian von Spaun jun.
Zeit von Erfolgen und Stürzen
Kurz nach der Firmenübernahme durch Maxmilian von Spaun jun. zeigten sich erste Schwierigkeiten. Negative Außeneinflüsse und Unerfahrenheit führten die Firma im Jahre 1911 in den Konkurs, in dem sie sich über lage Jahre befand. Aber auch während der Zeit des Konkurses und des Ersten Weltkriegs wurde hier hervorragendes Glas produziert, dass wieder gut verkäuflich war. Es kam die Ära des stark farbigen Tangoglases. Im Jahre 1918 übernahm der jüngere Sohn Fritz von Spaun die Führung und die Firma prosperierte dank des Exports verhältnismäßig gut. Die große Wirtschaftskrise und ein Brand in der Glasfabrik im Jahre 1930 verursachten aber weitere Probleme und die Firma musste wiederholt finanziell saniert werden – bis sie schließlich 1939 erlosch. Die Glasfabrik arbeitete jedoch unter verschiedenen Firmen weiter – bis sie im Jahre 1947 definitiv erlosch. So endete die Historie der berühmtesten böhmischen Glasfabrik.